Leben mit Parkinson

Die Diagnose Parkinson ist nicht selten erst einmal schwer zu verarbeiten. Dank neuester Medikamente können Betroffene jedoch häufig noch viele Jahre (nahezu) beschwerdefrei leben. Trotzdem können Sorgen um die Zukunft für Patienten und ihre Angehörigen sehr belastend sein. Es gibt eine Vielzahl an Anlaufstellen wie z.B. Selbsthilfegruppen, die dem Parkinson Patienten und seinen Angehörigen in jeder Phase Unterstützung bieten.

Umgang mit der Diagnose

Die Diagnose einer chronischen Erkrankung ist für die meisten Menschen zunächst sehr unerwartet. Da viele Patienten aber bereits seit einigen Jahren unter Veränderungen und Beschwerden leiden, die sie nicht einordnen konnten, kann eine Diagnose für manche auch in gewissem Sinne eine Erleichterung darstellen. Bei vielen Patienten vergehen Jahre zwischen den ersten Symptomen und der tatsächlichen Diagnose. Und auch nach Diagnosestellung im frühen Krankheitsstadium haben Patienten häufig noch Jahre mit nur wenigen Beschwerden vor sich.

Jeder Mensch geht anders mit der Diagnose Parkinson um. Wichtig ist, einen eigenen Weg zum Umgang mit dieser Erkrankung zu finden und diesen auch dem Umfeld zu kommunizieren. Der betreuende Neurologe ist ein wichtiger Ansprechpartner. Er kann alle wichtigen Fragen beantworten und auch Kontakte z.B. zu Psychotherapeuten und Selbsthilfegruppen vermitteln.

Selbsthilfegruppen

Die Parkinson-Diagnose und -Erkrankung kann für die Betroffenen, aber auch ihre Angehörigen, eine Herausforderung sein. Neben den regelmäßigen Gesprächen mit dem behandelnden Neurologen kann daher auch der Austausch mit anderen Betroffenen im Rahmen einer Selbsthilfegruppe hilfreich sein. Diese gibt es in ganz Deutschland an vielen Standorten. Neben den genannten Adressen bieten auch viele Kliniken Selbsthilfegruppen an.

Autofahren

Dürfen Patienten mit Parkinson Auto fahren? Diese Frage beschäftigt viele Betroffene. Ob und wie lange dies möglich ist, hängt sehr stark von den individuellen Umständen des Betroffenen ab. Generell muss die Erkrankung nicht bei der Führerscheinstelle gemeldet werden und es gibt hierfür auch keine allgemein gültige Richtlinie.1 Der behandelnde Arzt ist jedoch gesetzlich verpflichtet mit dem Betroffenen über die individuelle Fahreignung / Fahrfähigkeit zu sprechen. Des Weiteren ist das Fahren eines LKW oder Busses mit der Diagnose Parkinson nicht mehr erlaubt.2

Zu Beginn der Erkrankung ist Autofahren in der Regel kein Problem. Die Symptome sind mild oder durch Medikamente vollständig kontrolliert, so dass keine Fahruntauglichkeit besteht. Es gilt jedoch zu beachten, dass einige Parkinson-Medikamente müde machen können. Hierzu können ein Arzt oder ein Apotheker beraten. Mit fortschreitender Erkrankung können Bewegungsstörungen wie Zittern, verlangsamte Reaktionen, aber auch Einschränkungen in der Reaktion und Wahrnehmung das Fahren erschweren oder unmöglich machen. In dieser Phase der Erkrankung sollte daher kein Auto mehr gefahren werden.

Laut der Anlage 4 der Fahrerlaubnis-Verordnung sind die ehrliche Selbsteinschätzung und die Beurteilung durch einen Arzt alle ein bis vier Jahre unerlässlich. Bei Zweifeln an der Fahrtauglichkeit eines Betroffenen können auch ein Fahrtauglichkeitstest bei einem Fahrlehrer, ein Attest des Gesundheitsamtes und eine medizinisch-psychologische Untersuchung verlangt werden.1

Ernährung

Grundsätzlich gibt es keine bestimmte Diät, die bei Parkinson einzuhalten ist. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist jedoch für jede Erkrankung sinnvoll. Zudem können gewisse Nährstoffe (z.B. Eiweiß) mit Medikamenten interagieren. Bei Problemen mit den häufig im späteren Verlauf auftretenden Schluckbeschwerden kann es hilfreich sein, einige Hinweise zu beachten. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehören viel frisches Obst und Gemüse, Milch und Milchprodukte sowie Nüsse. Dies sichert eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen, Eiweiß und gesunden Fetten. Fisch, Fleisch und Eier sollten hingegen nur in Maßen auf dem Speiseplan stehen. Hierbei ist zu beachten, dass Levodopa nicht in Kombination mit eiweißreichen Speisen (z.B. Fleisch, Fisch, Eier, Quark) eingenommen werden sollte. Dies hängt damit zusammen, dass Eiweiße auf ähnlichem Wege aus dem Blut aufgenommen werden wie Levodopa, wobei die Aufnahme der Eiweiße bevorzugt wird. Dadurch wird Levodopa verzögert ins Gehirn transportiert und die Wirkung verzögert sich.3 Parkinson-Patienten haben generell eher ein Risiko der Gewichtsabnahme als Gewichtszunahme, auf Kalorien muss also nicht insbesondere geachtet werden. Genießen ist erlaubt! Appetitlosigkeit, Schluckbeschwerden, Geschmacksverlust oder durch Medikamente verursachte Übelkeit und Magen-Darm-Probleme können das Essen erschweren. Mehrere kleine Mahlzeiten und das Zurückgreifen auf Lieblingsspeisen können helfen, nicht die Lust am Genießen zu verlieren. Bei Schluckbeschwerden können weiche Lebensmittel bzw. eine breiige Zubereitung, aber auch Soßen helfen. Man sollte möglichst kleine Bissen zu sich nehmen und diese bewusst gründlich kauen. Schwer verdauliche, blähende und fettige Speisen (z.B. Sahnetorte, Sonntagsbraten) sollten bei Verdauungsproblemen gemieden werden; Ballaststoffe (z.B. Vollkornprodukte, Leinsamen) und Sauermilchprodukte (z.B. Jogurt, Quark) können bei Verstopfung helfen. Auch auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 1,3 Litern pro Tag sollte geachtet werden.4 Wichtig: Generell können Nahrungsmittel einen Einfluss auf die Wirkung der Medikamente haben. Besonderheiten können dem Beipackzettel entnommen werden.

Sport und Bewegung

Parkinson ist eine Erkrankung, die vor allem die Beweglichkeit beeinträchtigt. Daher ist es für Betroffene besonders wichtig und hilfreich, wenn sie regelmäßig trainieren. Vor allem mäßiges Ausdauertraining (Schwimmen, Nordic Walking oder Radfahren) wirkt dem Verlust von Beweglichkeit entgegen und fördert die Vernetzung von bestimmten Gehirnbereichen.5,6

Neben den oben genannten moderaten Ausdauersportarten gibt es noch viele weitere Sportarten, die Betroffene mit Parkinson durchführen können. So sind auch leichtes Krafttraining oder Tanzen gut, um Koordination und Beweglichkeit zu fördern. Jeder Betroffene sollte für sich herausfinden, was ihm Spaß macht und guttut. Wichtig ist, dass die gewählte Sportart immer dem individuellen Befinden angepasst ist. Außerdem sollte das Sturzrisiko möglichst niedrig gehalten werden. Deswegen sollten Sportarten mit erhöhter Sturzgefahr (Inlineskaten, Abfahrtski) oder Sportarten, bei denen viel Schnellkraft und Reaktion (Volleyball, Tennis) gefordert ist, im späteren Krankheitsverlauf gemieden werden. Mit individuellen Anpassungen ist ein Training in allen Phasen der Erkrankung möglich. Wichtig für einen spürbaren Erfolg ist die Regelmäßigkeit der Sporteinheiten von etwa 30 bis 60 Minuten an mindestens 3 Tagen pro Woche.5

Neben dem Trainieren der Muskeln und der neuen Verknüpfung von Nervenzellen im Gehirn, hat Sport aber auch eine wichtige soziale Komponente. Es gibt inzwischen viele Parkinson-Sportgruppen, bei denen man neue soziale Kontakte knüpfen kann. Dies kann der Isolation entgegenwirken, in die sich viele Betroffene nach der Diagnose begeben. Diese soziale Komponente hilft außerdem sich weiter zu motivieren und konsequent am Ball zu bleiben.

Für alle Sportarten gilt, dass man im Vorfeld Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder Physiotherapeuten halten sollte, um gesund und sicher zu trainieren.

Schlafstörungen

60 – 90 % der Parkinsonbetroffenen leiden unter Schlafstörungen.7,8 Diese können unterschiedlicher Natur sein. Einschlaf- bzw. Durchschlafstörungen werden z.B. durch vermehrten nächtlichen Harndrang, lebhaftes Träumen sowie unruhige Beine ausgelöst. Daraus resultiert oft eine erhöhte Tagesmüdigkeit. Schlafstörungen treten in allen Stadien der Erkrankung auf.

Beim Einschlafen kann das sogenannte Restless-Legs-Syndrom (Syndrom der unruhigen Beine) hinderlich sein. Es ist definiert durch ein Kribbeln oder Schmerzen in den Beinen, kombiniert mit einem starken Bewegungsdrang.

Durchschlafstörungen können unterschiedliche Gründe haben. Eine häufige Ursache ist eine nächtliche Unbeweglichkeit. Wenn das automatische Umdrehen oder Umlagern im Bett nicht funktioniert, wird man wach. Diese Problematik kann auch mit Schmerzen verbunden sein und betrifft häufig die zweite Nachthälfte. Muskelkrämpfe und vermehrter nächtlicher Harndrang können ebenfalls das Durchschlafen erschweren.

Viele Parkinson-Patienten und auch deren Angehörige berichten von der sogenannten Traumschlafverhaltensstörung. Betroffene leben ihre Träume in der REM-Schlafphase nicht nur durch Augenbewegungen aus, sondern durch teilweise heftige Bewegungen und Lautäußerungen.

Durch den fehlenden nächtlichen Schlaf, können Betroffene tagsüber sehr müde werden und immer wieder einschlafen. All diese Störungen sollten mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, denn sie lassen sich oft medikamentös lindern oder ganz beheben. Auch eine Diagnostik in einem Schlaflabor kann helfen.

Störungen Darm & Blase

Viele Parkinson-Patienten berichten im Laufe der Erkrankung über Störungen der Blasenfunktion.9 Die Häufigkeit nimmt mit der Dauer der Erkrankung zu, diese Beeinträchtigung kann aber auch natürlicherweise mit zunehmendem Alter verstärkt auftreten. Auch Magen-Darm-Probleme (vor allem Verstopfungen) treten sehr häufig bei den Betroffenen auf. Bei der Blasenfunktionsstörung klagen Betroffene über häufigen und starken Harndrang, auch nachts. Betroffene haben auch schon bei einer mäßig gefüllten Blase einen starken Drang zur Toilette. Hinzu kann auch der ungewollte Harnabgang (Inkontinenz) kommen. Hierbei schaffen Betroffene krankheitsbedingt den Weg zur Toilette nicht mehr rechtzeitig oder der Harn kann unter Belastung der Blase (Husten, Niesen) nicht zurückgehalten werden. Eine weitere Schwierigkeit ist das ungenügende Entleeren der Blase, wobei immer eine Restharnmenge zurückbleibt. Dadurch sind Betroffene anfälliger für Harnwegsinfekte. Auch Störungen der Magen-Darmfunktion treten bei Parkinson häufig auf und nehmen im Krankheitsverlauf zu. Bei Verstopfung ist es hilfreich auf eine ausreichende Trinkmenge (mind. 1,3 L pro Tag4), genügend Bewegung und eine „darmfreundliche“ Ernährung zu achten. Aber auch Hausmittel wie Leinsamen oder probiotischer Jogurt können Abhilfe schaffen. Blasenfunktions- und Darmstörungen können zusätzlich durch eingenommene Medikamente hervorgerufen oder verstärkt werden. Daher ist es wichtig, die Probleme offen mit dem behandelnden Arzt zu besprechen. Dieser kann mit einer medikamentösen Therapie ggf. unterstützend eingreifen.

Reisen

Eine Parkinson-Erkrankung ist kein Grund auf eine Reise zu verzichten. Im Gegenteil, bei entsprechend sorgfältiger Auswahl des Reiseziels und guter Planung bringt eine Reise Erholung und Kraft. Um Stress zu vermeiden, empfiehlt es sich genügend Zeit und ausreichend Pausen für die Anreise einzuplanen. Bei Flugreisen sollten alle nötigen Medikamente in ausreichender Menge für die Anreisezeit im Handgepäck mitgeführt werden. Außerdem sollte bei etwaiger Zeitverschiebung nach Rücksprache mit dem Arzt die Einnahmezeit angepasst werden. Bei der Festlegung des Reiseziels sollte auch der individuelle Krankheitszustand berücksichtigt und möglichst auf eine zu große Wetter- und Ernährungsumstellung verzichtet werden. Gut geeignet sind beispielsweise Reisen an bereits bekannte Orte, Schiffsreisen oder geführte Reisen, die körperlichen und psychischen Stress reduzieren. Zur weiteren Vermeidung von Stress, kann es auch sinnvoll sein, genügend Medikamente für die ersten zwei Tage im Handgepäck mitzuführen. Somit ist man für den Fall, dass die Gepäckstücke verloren gehen oder später geliefert werden, vorbereitet. Außerdem empfiehlt es sich, die medizinische Versorgung am Urlaubsort für eventuelle Notfälle im Vorfeld abzuklären. Folgende Fragen an den Arzt können Betroffenen oder Angehörigen helfen, einen Urlaub zu planen: • Ist eine ärztliche Bescheinigung für die Einfuhr der Medikamente notwendig? • Sollte aufgrund der Zeitverschiebung die Einnahmezeit oder die Dosierung angepasst werden? • Sind die Medikamente, die man in der Reiseapotheke (gegen Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung) mitführt, verträglich mit den Parkinson Medikamenten? • Sind genügend Medikamente für den Aufenthalt vor Ort vorhanden oder werden weitere Rezepte benötigt? Sicherheitshalber sollten die ggf. abweichenden Namen der eingenommenen Medikamente in der jeweiligen Landessprache notiert werden. Außerdem empfiehlt es sich, einen Notfallpass mit der eingetragenen Dosierung mitzuführen. Hierbei können auch Apotheken behilflich sein.

Partnerschaft

Neben den körperlichen Veränderungen kann Parkinson auch die Partnerschaft und Sexualität beeinflussen. Nachdem der anfängliche Schock nach der Diagnose überwunden ist, gilt es in die neuen Herausforderungen hineinzuwachsen. Parkinson ist eine langsam fortschreitende Erkrankung, sodass der Betroffene sich die Zeit nehmen kann, die Alltagsabläufe individuell anzupassen. Dabei ist es vor allem wichtig, offen miteinander zu sprechen und, wie in einer Paarbeziehung ohne Parkinson, stetig daran zu arbeiten. Die Diagnose Parkinson kann die Paarbeziehung vor neue Herausforderungen stellen. Hierzu können unter anderem folgende Aspekte zählen: • Betroffene ziehen sich mitunter stärker zurück, sind frustriert oder geplagt von Zukunftsängsten • Auftreten von Verhaltensänderungen (Impulskontrollstörungen, Depressionen, Psychosen) • Veränderungen in den eingespielten Rollen in der Partnerschaft und/oder der Lebensumstände (Aufgabe des Berufes) • Veränderungen der Libido (mangelnde Lust oder Hypersexualität) All dies fordert viel Gesprächsbereitschaft, Offenheit im Umgang miteinander und Verständnis vom Partner. Ein offenes Gespräch mit dem Arzt über Veränderungen und Herausforderungen empfiehlt sich. Dadurch kann der behandelnde Arzt zielgerichtet über Alternativen in der Behandlung beraten. Für eine funktionierende Beziehung und ein glückliches Miteinander ist es wichtig, immer wieder neu zu überlegen, an welchen Stellen Abläufe angepasst werden können. Diesen Herausforderungen begegnen aber auch Paare im normalen Altersprozess. Jedoch können sie durch Parkinson früher oder in stärkerer Ausprägung auftreten. Die Erkrankung kann aber auch zu einem stärkeren Zusammenrücken der Partner führen. Man verbringt mehr Zeit miteinander und spricht bestenfalls offen über mögliche Ängste, Probleme oder ungeklärte Themen (z.B. Vorsorge, Versorgung im Alter). Man unterstützt einander und achtet mehr aufeinander.

Tipps für den Alltag

Das Zittern, die Verlangsamung der Bewegungen oder andere Symptome können alltägliche Dinge wie Essen, sich Anziehen oder Aufstehen erschweren. Zum Glück gibt es mittlerweile viele kleine Alltagshelfer und Tipps, welche die Selbstständigkeit fördern und so lange wie möglich erhalten können. Auch kann es im Krankheitsverlauf nötig werden, die Wohnung nach und nach den Bedürfnissen des Betroffenen anzupassen.

Tipps für Ihren Alltag:

• Einfaches Anziehen durch Anziehhilfen (z.B. Strumpf-Anziehhilfen, extralange Schuhlöffel) und Anpassungen an der Kleidung (z.B. Schuhe mit Klettverschluss, T-Shirts oder Pullover ohne Knöpfe)10
• Erleichterte Mahlzeiten durch z.B. spezielle Dosenöffner, gekrümmtes Besteck oder Becher und Tassen mit einem großen Griff10
• Spezielles Besteck, um das Zittern auszugleichen11

Verbesserte Sicherheit in der Wohnung:12

• Haltegriffe im Badezimmer oder neben dem Bett
• Kippsichere kleine Hocker in der Dusche
• Rutschhemmende Untergründe
• Entfernen von Teppichen und Türschwellen
• Erleichtertes Aufstehen und Hinsetzen durch z.B. Sitzmöbel und Bett mit auf den Betroffenen angepasster Höhe10

Bei der Auswahl geeigneter Hilfsmittel, aber auch bei der Vermittlung von Kontakten zu Handwerkern für die Installation von Haltegriffen können Selbsthilfegruppen eine gute Unterstützung sein. Einige Alltagshilfen können sogar bei ärztlicher Verordnung ganz oder zumindest teilweise von der Krankenkasse erstattet werden.

Selbsthilfegruppen

Die Parkinson-Diagnose und -Erkrankung kann für die Betroffenen, aber auch ihre Angehörigen, eine Herausforderung sein. Neben den regelmäßigen Gesprächen mit dem behandelnden Neurologen kann daher auch der Austausch mit anderen Betroffenen im Rahmen einer Selbsthilfegruppe hilfreich sein. Diese gibt es in ganz Deutschland an vielen Standorten. Neben den genannten Adressen bieten auch viele Kliniken Selbsthilfegruppen an.

Adressen: Hier finden Sie Hilfe

www.parkinson-vereinigung.de/regionalgruppensuche.html

Eine Auswahl an informierenden Webseiten:

• Deutsche Parkinson Hilfe e.V.: www.deutsche-parkinson-hilfe.de/
• Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen:
https://parkinson-gesellschaft.de/
• Parkinson Stiftung: www.parkinsonstiftung.de
• Kompetenznetz Parkinson: www.kompetenznetz-parkinson.de
• Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen:
www.gesundheitsinformation.de/parkinson.html
• Bundesministerium der Justiz: www.bmj.de/DE/Service/Formulare/Formulare_node.html
• Parkinson Zentrum: https://parkinson.de/
• Parkinson-Selbsthilfe: www.parkinson-selbsthilfe.de
• Deutsche Parkinson Vereinigung e.V.: www.parkinson-vereinigung.de
• PARKINSonLINE e.V.: www.parkins-on-line.de/

Für junge Erkrankte:

• Jung & Parkinson – Die Selbsthilfe e. V.: www.jung-und-parkinson.de
• Bundesverband Parkinson Youngster für Selbsthilfe und Bewegungsstörungen e.V.:
https://parkinson-youngster.de/

Parkinson

Parkinson* ist eine Erkrankung des Nervensystems. Sie beeinträchtigt die Region im Gehirn, welche für die Steuerung von Bewegungsabläufen zuständig ist. In Deutschland sind schätzungsweise 400.000 Menschen betroffen.1 Das Risiko, zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Die Diagnose Parkinson wird bei den meisten Betroffenen zwischen dem 55. und 60. Lebensjahr gestellt.2

Die Krankheit Parkinson hat viele verschiedene Gesichter, sodass der Krankheitsverlauf bei jedem Patienten# unterschiedlich verläuft. Zu den typischen Symptomen zählen Muskelsteife, Muskelzittern, Verlangsamung der Bewegungen und Störungen der aufrechten Körperhaltung. Dank der stetigen Weiterentwicklung von Therapiemöglichkeiten können die Beschwerden der Patienten gelindert, das Voranschreiten der Erkrankung verzögert und die Lebensqualität erhöht werden.

Hinweise für diese Webseite:
* Der Einfachheit halber wird von „Parkinson“ gesprochen, anstelle von „Morbus Parkinson“ oder „Parkinson-Krankheit“.
# Zur besseren Lesbarkeit wird das generische Maskulin verwendet. Die hier verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich –
sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

Parkinson – Was ist das?

Parkinson ist eine Erkrankung des Nervensystems, welche fortschreitend und chronisch verläuft. Der englische Arzt James Parkinson hat 1817 erstmals die Symptome, etwa Muskelzittern im Ruhezustand und Muskelsteifheit, sehr genau beschrieben. Aus diesen Symptomen leitet sich auch der deutsche Name „Schüttellähmung“ für die Erkrankung ab.
Ihre korrekte Bezeichnung zu Ehren des englischen Arztes ist jedoch Parkinsonkrankheit oder Morbus Parkinson.

Formen von Parkinson

Bei Parkinson handelt es sich um einen Oberbegriff, der verschiedene Erkrankungen mit den gleichen „typischen“ Symptomen (Bewegungsarmut und Verlangsamung) zusammenfasst. Generell erfolgt die Einteilung in drei Gruppen, welche sich in ihren Ursachen und Auslösern unterscheiden.

Diese Erkrankungsform gilt als die häufigste Form und umfasst ca. 75 % aller Betroffenen.3 Idiopathisch bedeutet übersetzt „ohne bekannte Ursache“, sodass es für die auftretenden Symptome keine erkennbaren Auslöser gibt. Es ist zwar belegt, dass Parkinson durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn verursacht wird; warum es zu diesem Absterben kommt, ist aber bislang noch nicht eindeutig belegt.

Für diese Erkrankungsform sind ein oder mehrere Auslöser verantwortlich. Diese Auslöser führen dazu, dass die Wirkung von Dopamin in den Nervenzellen gestört wird und es so zu den Parkinson-ähnlichen Symptomen kommt.4 Zu den bislang bekannten Auslösern gehören Umwelteinflüsse (z.B. Giftstoffe, Schwermetalle), Erkrankungen (z.B. Tumore, psychische Belastungen), Medikamente (z.B. klassische Neuroleptika) und Kopfverletzungen.

Bei dieser Erkrankung werden die Parkinson-ähnlichen Symptome durch andere Erkrankungen im Nervensystem (z.B. Lewy-Körper-Demenz, Multisystematrophie, die progressive, supranukleäre Blickparese oder die kortikobasale Degeneration) ausgelöst.3 Die Therapiemöglichkeiten sind bei dem atypischen Parkinson-Syndrom im Vergleich zum idiopathischen Parkinson-Syndrom sehr eingeschränkt.3

Was passiert im Körper – Ursachen und Risikofaktoren

Das Gehirn funktioniert wie ein Computer – es versendet Botschaften in alle Bereiche des Körpers oder empfängt diese. Diese Botschaften werden von Nervenzelle zu Nervenzelle mittels verschiedener Neurotransmitter (Botenstoffe) übertragen. Bei der Bewegungskoordination spielen folgende drei chemische Botenstoffe eine entscheidende Rolle: Dopamin, Acetylcholin und Glutamat. Für eine koordinierte Bewegung befinden sich alle drei Stoffe in einem Gleichgewicht. Der wichtigste Botenstoff hierbei ist jedoch das Dopamin.

Die Dopamin-produzierenden Nervenzellen liegen in einer speziellen Region des Gehirns, der „schwarzen Substanz“. Im Verlauf des Lebens sterben diese Nervenzellen nach und nach ab. Bei Parkinson ist das Absterben jedoch beschleunigt und somit ist das Gleichgewicht der Botenstoffe nicht mehr gegeben. Es entsteht ein Mangel an Dopamin und ein Überschuss an Acetylcholin und Glutamat. Hierdurch können die Nervenzellen die Muskelbewegungen nicht mehr kontrollieren. Dies führt zu verlangsamten Bewegungen, Schwierigkeiten beim Greifen und zum Zittern von Händen und Füßen in Ruhephasen. Parkinson entwickelt sich schleichend und die ersten Symptome treten in der Regel auf, wenn bereits ca. 70 % der Dopamin-produzierenden Nervenzellen zerstört sind.5

Die Hauptursache für die Entstehung von Parkinson ist das Absterben der Dopamin-produzierenden Nervenzellen. Aus welchem Grund diese Zellen jedoch absterben, ist bislang noch ungeklärt.

Neue Forschungsergebnisse liefern mögliche Erklärungen für die Entstehung von Parkinson. Zum einen wurde beim Parkinson Patienten eine Ansammlung eines bestimmten Proteins (das Synuclein) im Gehirn beobachtet.6 Zum anderen konnte gezeigt werden, dass bestimmte Prozesse im Gehirn verändert sind und die Nervenzellen geschädigt werden.7 Ob es sich um den alleinigen Auslöser handelt und wie es zu dem Schaden kommt, ist noch unklar.

Das Risiko, an Parkinson zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Neben dem Alter können weitere Faktoren das Risiko, an Parkinson zu erkranken, erhöhen.
Diese weiteren Faktoren können sein:

  • Gendefekte innerhalb der Familie: Zwar ist Parkinson keine klassische Erbkrankheit, allerdings gibt es seltene Varianten die familiär gehäuft auftreten. Diese erblichen Faktoren spielen vor allem bei der frühen Ausprägung der Erkrankung (vor dem 40. Lebensjahr) eine Rolle. Gendefekte sind aber daher nicht die einzige Ursache für das Auftreten von Parkinson.
  • Geschlecht: Männer sind häufiger von der Krankheit betroffen als Frauen.
  • Äußere Einwirkung durch Umweltbelastungen: Risikofaktoren sind hierbei u.a. Lösungsmittel auf Kohlenwasserstoffbasis, Pestizide, Herbizide, Nervengifte und Schwermetalle.
  • Mehrmalige Kopf- und Hirnverletzungen: Durch diese Verletzungen kann das Gehirn soweit geschädigt werden, dass es ebenfalls zu einem Absterben der Nervenzellen und somit zu Parkinson-Beschwerden kommen kann. Das bekannteste Beispiel hierfür ist der Boxer Muhammed Ali.
  • Medikamenten- und Drogenmissbrauch: Hierdurch kann es ebenfalls zu Parkinson-ähnlichen Symptomen kommen.
  • Erkrankungen: Stress und psychische Belastungen, sowie chronischer Nährstoffmangel (z.B. durch Magersucht, langes Fasten) können ebenso zu Parkinson-Beschwerden führen.

Symptome

Die Symptome und der Verlauf sind bei Parkinson sehr individuell. So kann es vorkommen, dass manche Krankheitsanzeichen bei einem Betroffenen auftreten, bei einem anderen dagegen gar nicht oder erst Jahre nach der Diagnosestellung. Trotz individueller Verläufe gibt es einige typische Symptome, die in den unterschiedlichen Phasen der Erkrankung auftreten. Ausführliche Informationen zu den einzelnen Symptomen werden weiter unten aufgeführt.

Frühe Symptome

Es gibt derzeit kein klassisches Frühsymptom, das eindeutig auf die Entwicklung von Parkinson hindeutet. Viele Symptome treten schon früh auf und betreffen zunächst nicht den Bewegungsapparat. Sie sind oft so unspezifisch, dass man sie erst nach erfolgter Diagnosestellung sicher zuordnen kann. Das Zusammenspiel mehrerer Symptome ist letztendlich ausschlaggebend für die Diagnose Parkinson.

Leitsymptome (motorische Störungen)

Die typischen Merkmale von Parkinson sind Störungen der Bewegungsfunktionen. Diese müssen für eine Diagnosestellung vorliegen und werden daher als Leit- oder Kardinalsymptome bezeichnet. Sie können gleichzeitig oder isoliert und in unterschiedlicher Ausprägung auftreten.

Abb. modifiziert nach Claus I et Warnecke T, 2021. Parkinsonverlauf von prodromalen bis zum späten Stadium.
Dtsch Arztebl; 118(27-28); https://www.aerzteblatt.de/archiv/220145

Die Verlangsamung von Bewegungsabläufen ist für die sichere Diagnosestellung das wichtigste der motorischen Symptome. Den Betroffenen fallen flüssige Bewegungen und rasche Richtungswechsel zunehmend schwer. Dabei können sehr unterschiedliche Körperteile betroffen sein und häufig treten die Störungen zunächst einseitig auf. Folgende Abläufe können betroffen sein:

  • Aufstehen, Gehen und Umdrehen
  • Veränderung des Gangbildes (z.B. Nachziehen eines Beines)
  • Feinmotorische Bewegungen (z.B. Zuknöpfen eines Hemdes oder das Schreiben)
  • Mimik und Sprache (z.B. ausdrucksärmeres, nahezu maskenartiges Gesicht, leisere, monotonere, rauere und undeutlichere Sprache)

Die Ausprägung dieses Symptoms kann von der Schwierigkeit, eine Bewegung zu beginnen bis hin zur vollständigen Bewegungslosigkeit (sog. „freezing“) reichen.

Muskelsteifheit (Rigor)
Bei Parkinson ist die Muskelspannung dauerhaft erhöht. Hierbei kann es zu einer Versteifung des gesamten Körpers kommen. In der Anfangsphase von Parkinson sind häufig Nacken, Schultern oder Oberarme von der Versteifung betroffen, wodurch ein Verwechslungsrisiko mit rheumatischen oder orthopädischen Beschwerden besteht. Die Muskelsteifheit und die Verlangsamung führen häufig zu den typischen Haltungsstörungen:8
  • vornübergebeugter Rumpf und Kopf
  • nach vorne gezogene Schultern
  • leicht angewinkelte Ellbogen- und Kniegelenke
  • gebeugte Fingergrundgelenke

Zittern (Tremor)
Ein weiteres, sehr auffälliges motorisches Symptom ist das Zittern (Tremor), das vor allem Hände, aber auch den Kopf betreffen kann. Man unterscheidet hierbei den Ruhetremor, der auftritt, wenn die Muskeln entspannt sind, und den Aktionstremor, der bei zielgerichteten Bewegungen auftritt (bspw. Tasse zum Mund führen).

Im späteren Verlauf der Erkrankung sind auch Gleichgewichtsreflexe beeinträchtigt. Dies führt dazu, dass auf plötzliche Bewegungsänderungen nicht mehr angemessen reagiert werden kann. Daher neigt der Betroffene zum Stolpern und zu vermehrtem Stürzen. Auch das Gangbild kann beeinträchtigt sein (verkürzte Schrittlänge, unbeabsichtigtes Beschleunigen der Schritte, Schlurfen). Auch vermindertes Schwingen der Arme ist auffällig.

Begleitsymptome (nicht-motorische Störungen)

Viele der im Folgenden aufgeführten Symptome treten schon sehr früh im Krankheitsverlauf oder sogar vor der Diagnosestellung auf. Da all diese Symptome aber auch sehr unspezifisch oder sehr schleichend voranschreiten, werden sie häufig erst nach erfolgter Diagnosestellung mit Parkinson in Zusammenhang gebracht. Zu diesen Begleitsymptomen gehören folgende:

Abb. modifiziert nach Claus I et Warnecke T, 2021. Parkinsonverlauf von prodromalen bis zum späten Stadium.
Dtsch Arztebl; 118(27-28); https://www.aerzteblatt.de/archiv/220145

Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Traktes sind ein sehr verbreitetes Symptom der Parkinsonerkrankung. Vor allem Verstopfungen sind häufig ein sehr frühes Anzeichen für die Erkrankung. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann sich die Verstopfung durch verminderte Bewegung und schlechteres Trinkverhalten verschlimmern. Diese Verdauungsbeschwerden lassen sich auf eine frühzeitige Beeinträchtigung der Nerven im Verdauungstrakt und Gehirn zurückführen. Des Weiteren kann es mit Fortschreiten der Erkrankung zu einer verzögerten Magenentleerung und damit zu einer verzögerten oder verlangsamten Wirkung der Parkinson-Medikamente kommen. Weitere Folgen der verzögerten Magenentleerung sind ein frühzeitig eintretendes Sättigungsgefühl zum Teil mit Übelkeit und Sodbrennen.

Bei Parkinson kann schon früh das Schlucken beeinträchtigt sein, was oftmals von den Betroffenen gar nicht bewusst wahrgenommen wird. Frühe Anzeichen für Schluckstörungen sind vermehrter Speichelfluss (bedingt durch verzögertes Schlucken), ein häufiges Verschlucken oder auch Hustenanfälle während der Mahlzeiten. Mittels eines speziellen Fragebogens können Schluckstörungen bei Parkinson diagnostiziert werden. Das Erkennen von Schluckstörungen ist von zentraler Bedeutung, um lebensgefährliches Verschlucken (Aspiration) von Nahrungsmitteln zu verhindern. Darüber hinaus kann diese Aspiration auch zu Lungenentzündungen oder chronischer Bronchitis führen.

Parkinson-Erkrankte schlucken seltener, daher wird der vorhandene Speichel nicht ausreichend heruntergeschluckt. Dadurch sammelt sich bei Parkinson Erkrankten vermehrt Speichel im Mundraum an.

Nahezu alle Betroffenen bekommen im Verlauf ihrer Erkrankung Schwierigkeiten beim Sprechen. Durch die eingeschränkte Atemmuskulatur wird die Stimme leise und heiser und die Aussprache undeutlicher. Außerdem kann es zu Effekten kommen, die dem „freezing“ beim Gehen ähneln. Hierbei bleiben Wörter oder Silben förmlich im Mund hängen oder das Sprechtempo ist stark beschleunigt. All dies führt häufig dazu, dass Betroffene sich zurückziehen und Gesprächen aus dem Weg gehen. Dies wiederum verschlimmert die Beschwerden noch.

Parkinson kann auf verschiedene Art und Weise den Schlaf von Betroffenen beeinflussen. Bis zu 90 % der Betroffenen klagen über Ein- und oder Durchschlafstörungen.9 Auch dieses Symptom tritt in unterschiedlicher Ausprägung häufig schon sehr früh auf. Folgende Faktoren können mögliche Ursachen für Ein- und/oder Durchschlafstörungen sein:

  • Vermehrter nächtlicher Harndrang
  • Nächtlich auftretende Unbeweglichkeit, bei der die Betroffenen unfähig sind, sich zu drehen, was zu schmerzhaften Verspannungen führen kann
  • Psychische Veränderungen (z.B. Depressionen)
  • Eine veränderte Tiefschlafphase (REM-Phase), die von lebhaften (Alb-)Träumen gekennzeichnet ist. Sie äußert sich durch Arm-, Bein- oder Körperbewegungen oder lautes Rufen. Nicht selten kommt es hierbei zu Selbst- oder Fremdverletzung oder auch Bettstürzen.

Durch die Störungen des Nervensystems kommt es zu einem veränderten Temperaturempfinden und zu einer erhöhten Schweißproduktion. Diese tritt auch ohne körperliche Anstrengung auf, z.B. vermehrtes nächtliches Schwitzen. Des Weiteren kommt es zu Hautveränderungen, wodurch die Haut trocken oder fettig werden kann. Besonders das Gesicht erscheint dadurch glänzend und fettig (Salbengesicht).

Die Verwechslung typischer Gerüche oder die fehlende Geruchswahrnehmung treten häufig und schon sehr frühzeitig ein. Dies kann neben der Neigung zu Verstopfungen ein charakteristisches Frühsymptom darstellen. Und obwohl fast alle Parkinson-Erkrankten Geruchsstörungen erleben, entwickelt nur ein Bruchteil von Menschen mit Riechstörungen später Parkinson. Daher werden oft erst nach erfolgter Diagnosestellung Probleme beim Riechen mit Parkinson in Verbindung gebracht.

Psychische Veränderungen können schon sehr frühzeitig auftreten. Sie reichen von leichten Stimmungsschwankungen, über Angstzustände bis hin zu Vergesslichkeit. Erklärbar sind diese Beschwerden durch das Ungleichgewicht der chemischen Botenstoffe im Gehirn. Sie können aber auch nach der Diagnosestellung eintreten und Hinweise für Schwierigkeiten im Annehmen der Diagnose sein. Sie können jedoch auch auf eine nicht optimale Medikamenteneinstellung hindeuten. Ein Tagebuch kann helfen, mögliche Zusammenhänge zu erkennen.

Neben den bereits genannten psychischen Veränderungen können auch Impulskontrollstörungen oder sexuelle Verhaltensänderungen (gesteigertes oder fehlendes Lustempfinden) auftreten.

Viele Parkinson-Betroffene klagen über unerklärliche Schmerzen. Diese können die Muskeln und Gelenke betreffen und treten meist an unterschiedlichen Stellen auf. Diese Schmerzen werden im Anfangsstadium daher oft mit rheumatischen Schmerzen verwechselt. Als Ursache für diese Schmerzen und das generell beeinträchtigte Schmerzempfinden wird die gestörte Regulation durch das fehlende Dopamin vermutet.10

Verlauf

Die Symptome, sowie der Verlauf und der Schweregrad von Parkinson sind sehr individuell. Jedoch durchlaufen alle Betroffenen diese verschiedenen Phasen der Erkrankung:

Die Symptome können in dieser Phase sehr gut behandelt werden und es treten über den Tagesverlauf keine oder nur sehr selten Wirkungsschwankungen der Medikamente auf. In dieser 2-5-jährigen Phase (zum Teil auch 10 Jahre) führen die Betroffenen ein nahezu beschwerdefreies Leben. Die Symptome müssen aber auch hier dauerhaft im Blick behalten und die Medikation gegebenenfalls optimiert werden.

Nach der anfänglichen Honeymoon Phase kommt es zunehmend zu Beeinträchtigungen. Hierzu gehören z.B. Einschränkungen bei den Bewegungsabläufen. Auch Schluckstörungen und verzögerte Magenentleerung gehören zu den klassischen Symptomen, die in Phase 2 auftreten können. Durch die eingeschränkte Magenentleerung können die eingenommenen Medikamente gar nicht oder nur verzögert im Gehirn ankommen. Dadurch tritt die Wirkung der Medikamente nur verlangsamt oder verkürzt ein und es kommt im Tagesverlauf vermehrt zu sogenannten „OFF“- Phasen, in denen die Beweglichkeit abnimmt.

Die „OFF“-Phasen treten immer häufiger und über den Tagesverlauf unvorhersehbar schwankend auf. Zusätzlich kommt es in dieser Phase der Erkrankung auch in den sogenannten „ON“-Phasen, in denen die Medikamente gut wirken, zu ungewollten Überbeweglichkeiten (Dyskinesien). Außerdem können durch das natürliche Fortschreiten des Parkinsons neue Symptome hinzukommen oder vorhandene verstärkt werden.

Abb. modifiziert nach Boelens Keun J.T. et al 2021. Dietary Approaches to Improve Efficacy and Control Side Effects of Levodopa Therapy in Parkinson‘s Disease: A Systematic Review. Adv Nutr.12(6):2265-2287, doi: 10.1093/advances/nmab060.

Diagnose

Die Symptome und der Verlauf der Parkinson-Erkrankung variieren von Patient zu Patient. Da es neben den charakteristischen Leitsymptomen noch eine Vielzahl unspezifischer Beschwerden gibt, stellt das Gespräch mit dem behandelnden Neurologen (Anamnese) einen zentralen Baustein in der Diagnosestellung dar. Verschiedene und sich ergänzende Untersuchungen sind notwendig, damit der behandelnde Arzt alle Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammensetzen und eine sichere Diagnose stellen kann.

Folgende Testverfahren helfen dem Arzt bei der Diagnosestellung:

Diagnose unter Arzneimitteleinsatz

Levodopa (eine Vorstufe des Botenstoffes Dopamin) wird für diesen Test verabreicht. Direkt vor Einnahme und nach gewissen Zeitabständen wird die Beweglichkeit anhand einer einheitlichen Bewertungsskala beurteilt. Ein positiver Ausgang dieses Tests kann für Parkinson sprechen, aber es ist kein eindeutiger Beweis. Auch andere Erkrankungen, wie bspw. das Restless-Leg-Syndrom sprechen auf diesen Test an.

Apomorphin wird in geringer Dosis unter die Haut gespritzt. Mittels eines standardisierten Testverfahrens wird dann die Beweglichkeit der Testperson beurteilt. Die Wirkung tritt dabei schon innerhalb weniger Minuten ein. Spricht der Patient auf Apomorphin an, kann dies ein Hinweis für ein Vorliegen von Parkinson sein.

Bildgebende Diagnose

Ein CT ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem unter Strahlungseinsatz Gehirnstrukturen dargestellt und ausgewertet werden können. Diese Untersuchungsmethode kann mit SPECT oder PET kombiniert werden.

Der Schädelknochen schirmt normalerweise Ultraschall ab, jedoch kann man über ein kleines Knochenfenster, von der Schläfe aus, einen gezielten Ultraschall von spezifischen Regionen im Mittelhirn durchführen. Veränderungen können so schon frühzeitig erkannt werden und liefern ein weiteres Indiz für die Diagnosestellung.

Vergleichbar zum CT, erhält man auch bei einem MRT ein genaues Bild der verschiedenen Gehirnstrukturen, vor allem des Mittelhirns, jedoch ohne Strahlenbelastung.

SPECT ist ein spezielles Verfahren, bei dem Stoffwechselvorgänge im Körper als dreidimensionales Bild abgebildet werden können. Hierbei wird eine schwach radioaktiv markierte Substanz in die Armvene gespritzt, um den charakteristischen Dopaminmangel mit speziellen Kameras nachzuweisen. Ein besonders bei Parkinson genutztes Verfahren ist hier die Dopamintransporterszintigraphie (DaTSCAN). Hierbei wird der Dopaminstoffwechsel des Gehirns, genauer die Dopamintransporterdichte, mittels SPECT-Aufnahmen untersucht.

Auch bei PET werden schwach radioaktiv markierte Substanzen gespritzt. Im Gegensatz zur SPECT werden andere radioaktive Substanzen und ein anderes Kamerasystem verwendet.

Riechtest

Die Beeinträchtigung des Geruchssinnes ist ein häufiges und früh auftretendes Symptom für Parkinson und ca. 80 % der Erkrankten sind von Riechstörungen betroffen.11 Neben Riechverlust kommt es oftmals auch zur Verwechslung von typischen Gerüchen (z.B. Pfefferminz wird als Fichte bezeichnet). Die Testperson riecht für diese Untersuchung an Röhrchen mit definierten Gerüchen und muss neben dem Geruch auch die Intensität beurteilen.

Abkürzungen
ADHS: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom, ADS: Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, CT: Computertomographie, DaTSCAN: Dopamintransporterszintigraphie, MRT: Magnetresonanztomographie, PET: Positronen-Emissions-Tomographie, SPECT: Single-Photon-Emissionscomputertomographie

Referenzen
1 MoPED, Morbus Parkinson Epidemiologie in Deutschland – Auswertung der Daten von 3,7 Millionen Versicherten 2 Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen, Morbus Parkinson: Hoffnung auf neue Therapien; Verfügbar unter: https://parkinson-gesellschaft.de/fuer-betroffene/die-parkinson-krankheit?dpg/spende (Zugriff November 2022) 3 Luschnig, M. Parkinson-Krankheit und atypische Parkinson-Syndrome. psychopraxis. neuropraxis 24, 184–191 (2021). https://doi.org/10.1007/s00739-021-00717-0 4 MSD Manual, Ausgabe für medizinische Fachkreise, Sekundärer und atypischer Parkinsonismus; Verfügbar unter: https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/neurologische-krankheiten/st%C3%B6rungen-der-motorik-und-des-kleinhirns/sekund%C3%A4rer-und-atypischer-parkinsonismus (Zugriff im Oktober 2022) 5 Kersten, W. (2009). Ganzheitliche Diagnostik und Therapie des Parkinson-Syndroms. „Komplementäre und Integrative Medizin“ 50 (3), S. 33-36. 6 Alafuzoff, Irina, and Päivi Hartikainen. „Alphasynucleinopathies.“ Handbook of clinical neurology 145 (2018): 339-353. 7 Bundesministerium für Bildung und Forschung, Aus der Forschung 2011; Verfügbar unter: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/parkinson-zellen-im-stress-mogliche-ursache-fur-neurodegeneration-gefunden-3235.php (Zugriff im Oktober 2022) 8 Deutsche Parkinson Vereinigung e.V., Die Symptome von Parkinson; Verfügbar unter: https://www.parkinson-vereinigung.de/die-krankheit/kardinalsymptome.html (Zugriff im Oktober 2022) 9 Deutsche Parkinson Vereinigung e.V., Schlafstörungen; Verfügbar unter: https://www.parkinson-vereinigung.de/die-krankheit/schlafstoerungen.html (Zugriff im Oktober 2022) 10 Parkinson Schweiz, Schmerzen bei Parkinson; Verfügbar unter: https://www.parkinson.ch/parkinsonkrankheit/schmerzen (Zugriff im Oktober 2022) 11 ParkinsonFonds Deutschland, Ein einfacher Riechtest spürt die Parkinson-Krankheit auf; Verfügbar unter: https://www.parkinsonfonds.de/forschung/ein-einfacher-riechtest-spuert-die-parkinson-krankheitauf (Zugriff im November 2022)